Andreas Ellinger

RESEARCH, ANALYSES AND REPORTING

Rapsölmotoren rechnen sich

Veröffentlicht in: Berichte, Technik

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Schweiz: In drei Jahren zur Serienreife / Maschinenring fordert Zuschüsse

 

Was der Rottweiler Maschinen- und Betriebshilfsring in Deutschland schon lange federführend fordert, ist in der Schweiz Realität geworden. Dort unterstützt die Regierung neuerdings die Weiterentwicklung eines Rapsölmotors für landwirtschaftliche Zwecke.

Sulz. Während die Landwirte bundesweit auf die Gasölbeihilfe pochen und über die Ökosteuer schimpfen, hat die Erzeugergemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe unter dem Dach des Rottweiler Maschinen- und Betriebshilfsrings eine Alternative zum Diesel entwickelt. Dafür haben sie das einstige „Hafermodell“ bemüht, nach dem die Landwirtschaft früher ihre Energie in Form von Pferde-Hafer angepflanzt hat. Heute soll es freilich der Raps sein, dessen Öl-Gehalt die Traktoren antreiben soll.

Der Öl-Ertrag von einem Hektar Raps reiche dabei aus, um zehn Hektar Ackerland maschinell umtreiben zu können, sagt Agrar–Ingenieur Rainer Haag von der Erzeugergemeinschaft. Und weil nach Erkenntnissen der Rapsöl–Befürworter 15 Prozent der bundesdeutschen Ackerfläche für den Rapsanbau taugen, ließe sich die gesamte landwirtschaftliche Produktion auf Rapsölmotoren umstellen. Auf dieser Basis könnten die Landwirte den Abbau der Gasölbeihilfe und die Kostensteigerungen durch die Ökosteuer egalisieren. Die Produktionskosten für einen Liter Rapsöl liegen nach Berechnungen der Rottweiler Erzeugergemeinschaft nämlich nur bei 90 Pfennigen. Pro Liter Diesel rechnen sie in Zukunft hingegen mit 1,30 Mark.

Einzelne Mitglieder der Gemeinschaft haben bereits jahrelange Erfahrung mit Rapsölmotoren gesammelt. Diplom-Agrar-Ingenieur Wilhelm König vom Mühlheimer Weiherhof hat beispielsweise im Zuge eines Versuchs der Landesanstalt für landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen der Universität Hohenheim zwei Traktormotoren umgerüstet. Das heißt, er hat sich einen Stahlkolben und einen anderen Zylinderkopf einbauen lassen. Zudem brauchte er eine neue Einspritztechnik. Im Rahmen eines neuen Projekts hat er mittlerweile sogar seinen Golf Variant auf die Rapsöl–Technik umgestellt. Außer einem Wärmetauscher, der das Rapsöl vorwärmt, sind an dem Motor oberflächlich keine Veränderungen erkennbar. Die Leistung und der Verbrauch des Autos haben sich durch den Umbau, der Wilhelm König gut 7000 Mark gekostet hat, nicht verändert. Und der Maschinen– und Betriebshilfsring selbst betreibt den Willibaldmotor eines Häckslers mit Rapsöl.

Die ökologischen Vorteile dieser Technik liegen auf der Hand. In sensiblen Bereichen wie der Landwirtschaft, der Bauwirtschaft und der Binnenschifffahrt auf Trinkwasserspeichern wie dem Bodensee birgt das Rapsöl im Gegensatz zum Diesel keine Gefahren. Ist es doch zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Im Gegensatz zum Bio-Diesel enthält es nämlich keine Zusatzstoffe. In einer Schneckenpresse kalt gepresst, lassen sich nachher über 80 Prozent des Ölgehalts verwerten. Das Restprodukt Öl-Schrot dient den Landwirten als Tierfutter.

In der Landwirtschaft entsteht bei der Rapsölverbrennung zudem ein Kohlenstoffdioxid–Kreislauf. Was die Pflanzen während ihres Wachstums aufnehmen, geben die Motoren bei der Bewirtschaftung der Felder wieder ab. Und weite Transportwege für den Treibstoff entfallen.

Bisher fehlt es in Deutschland jedoch an einer Firma, die Rapsölmotoren serienmäßig herstellt. Die Schweiz hat hier einen Vorsprung. Dort entwickeln derzeit das Paul– Scherr–Institut, die Fachochschule Aargau und die ETA Zürich einen neuartigen Rapsölmotor zusammen mit seinem Erfinder Willy Mahler zur Serienreife weiter. Das besondere an dem Motor ist, dass er sogar bei Minustemperaturen einen Kaltstart zulässt. Der 77jährige Senior-Chef einer Forst-Spezialfahrzeug-Firma hat nämlich den Kolben durch einen Brennraum im Zylinderkopf für Direkteinspritzer ersetzt. Bis in drei Jahren soll der Rapsölmotor zum Preis eines vergleichbaren Dieselmotors auf den Markt kommen können. Der Traktorhersteller Same / Deutz hat sein Interesse daran bereits bekundet, indem er sich an dieser Entwicklung beteiligt. Wirtschaft, Wissenschaft und Staat haben dafür rund 500.000 Schweizer Franken bereitgestellt.

Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Sulzer Chronik

Samstag

28

August 1999

Publikation:
Südwest Presse

 

Ressort:
Sulz