Andreas Ellinger

JOURNALISMUS IN WORT UND BILD

B14-Schlaf bei Friseur Graf

Veröffentlicht in: Features, Politik

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Der Horber Friseurmeister Klaus Graf will sein Geld vorübergehend im Schlaf verdienen… – indem er sein Schlafzimmer an der B 14 an Politiker und Planer vermietet, die für den (raschen) Bau der Horber Hochbrücke verantwortlich sind. Er würde einstweilen mit weniger Komfort, aber dafür mit mehr Ruhe in einem der Hinterzimmer Vorlieb nehmen – wobei er bei seiner Frau scheinbar noch etwas Überzeugungsarbeit leisten muss, wie sich im Pressegespräch herausgestellt hat… Sei‘s drum: Alternativ könnten die möglichen Brücken-Realisierer ein Matratzen-Lager im Friseur-Salon beziehen. Als der Chef sein politisches Pensions- Angebot publik machte, bot eine seiner Mitarbeiterinnen ohnehin spontan an, für diese Nacht auch im G‘schäft zu übernachten, um am nächsten Morgen den Schläfern das Frühstück zu bereiten. Denn ein solides Frühstücks-Buffet und vor allem viel Kaffee werden die Herrschaften nach dem Probe-Schlafen mit vielen Verkehrslärm- Unterbrechungen brauchen!

Was nach Spaß klingt, ist Klaus Grafs bitterer Ernst: Seit er bei der Bildechinger Bürgerversammlung gehört hat, was bezüglich der Hochbrücke alles untersucht werden muss oder soll und welche Wünsche da geäußert und eingefordert werden, ist es ihm Angst und Bange geworden, dass sich die Verkehrsentlastung für die Horber City noch einmal um ein paar Jahre verzögern könnte: „Da sprechen die von Dezibel-Werten in 40 Metern Entfernung zur Brücken-Zufahrt“, sagt Graf. „Mein Bett steht vier Meter von der B 14 entfernt – da spricht keiner von Dezibel.“ Er muss bei geschlossenem Fenster schlafen und wird trotzdem jede Nacht von Lastwagen geweckt – und seine Blumen werden vom Ruß bestäubt. Hinzu komme, dass der Straßenbelag mit der Zeit unebener werde. Dadurch dröhne es immer mehr, wenn die 40-Tonner durch die Innenstadt brausen.

Eine TV-Diskussion über Kriegseinsätze, in der vierwöchige Afghanistan- Aufenthalte für Politiker gefordert wurden, brachten den Friseurmeister auf die Idee: Klaus Graf eröffnet für alle, die mit dem Brückenbau zu tun haben, eine Art Verkehrslärm-Pension: „Dann bin ich überzeugt, dass es schneller geht.“ Seine Botschaft: Lieber nicht so aufwändig und dafür schneller bauen!

Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik

Dienstag

5

Mai 2009

Publikation:
Südwest Presse

 

Ressort:
Horb