Andreas Ellinger

RESEARCH, ANALYSES AND REPORTING

Sprudel? Das ist Chefsache!

Veröffentlicht in: Glossen, Wirtschaft

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Dass es bei Filter-Volz in Horb oft heiß her geht, ist inzwischen bekannt. Aber wie heiß es werden kann, musste der neu gegründete Betriebsrat in diesem Sommer feststellen: Bis zu 31,7 Grad Celsius wurden an manchen Arbeitsplätzen gemessen!

Auf Betreiben der Arbeitnehmervertreter wurden zehn Ventilatoren bestellt – und geliefert. Bis sie angeschlossen waren, bedurfte es aber offenbar weiterer Anstrengungen des Betriebsrats.

Vorsitzender Alex Rossoschanski ist es nach 128 Tagen im Amt gewohnt, dass er seine Aufgaben sportlich angehen muss – mit Hürdenläufer- Qualitäten. Umso erfreuter war er, als Senior-Chefin Ella Volz im Hochsommer erlaubte beziehungsweise veranlasste, dass Sprudel geholt und an die Mitarbeiter verteilt werden kann. Was er nicht ahnen konnte: Der Getränkehandel hatte die Ware bald wieder, wie durstige Mitarbeiter der SÜDWEST PRESSE erzählt haben. Denn Volz-Sohn Rainer, der seit einigen Jahren als „Managing Director“ auftritt, wurde wohl seinerseits hitzig, als er von der Wohltat seiner Mutter erfuhr. „Ist mein Wasser“, soll er gesagt haben, als er die Sprudelflaschen kassierte…

In Anbetracht dessen, was unter dem Junior zur Chefsache werden kann, wird klar, warum Volz Senior auch mit 73 Jahren noch Vorsitzender der Geschäftsleitung ist. Als er mit Jürgen Bosch noch einen zweiten Geschäftsführer hatte, war er von seinem Sohn noch nicht so begeistert wie nach dem Weggang Boschs. „Er braucht halt guade Leit om sich rom“, sagte Manfred Volz beispielsweise über seinen Rainer.

Die Sorge um sein Lebenswerk hat ihn wohl einst dazu bewogen, 75 Prozent der Firmenanteile zu behalten: „Zwei Leute wissen mehr als einer und zehn Leute wissen noch mehr – aber ich entscheide.“

Kürzlich soll er sich gegenüber der Belegschaft darüber beklagt haben, dass dieses Lebenswerk und sein Ansehen von „einigen Wenigen“ beschädigt worden sei. Das nehme ihn sehr mit und nage an seiner Gesundheit, soll er mitgeteilt haben. Wäre es vielleicht gesünder gewesen, sich von seinem Managing-Direktor zu distanzieren statt sich in Pressemitteilungen einvernehmlich zitieren zu lassen?

Dass es dem Senior-Chef nicht gut geht, dafür hat Gewerkschaftssekretär Robert Schuh von der IG Metall übrigens Volz‘tes Verständnis – mit Blick auf die Geschäftspolitik: „Wenn ich an Manfred Volz‘ Stelle wäre, würde es mir auch schlecht gehen… – wenn ich mir ansehen müsste, was die mit meinem Lebenswerk machen!“

Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik

Samstag

28

August 2010

Publikation:
Südwest Presse

 

Ressort:
Horb