Andreas Ellinger

RESEARCH, ANALYSES AND REPORTING

Osterhasen rennen zu Helmut Hoppes Hennen

Veröffentlicht in: Features, Gesellschaft

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Französische „Marans“-Hühner legen rote Eier / Ein Sulzer will die Rasse in Deutschland verbreiten

 

Helmut Hoppes Hühnerstall ist für Osterhasen das reinste Paradies. Dort kommen die Eier nämlich schon gefärbt aus den Hennen. Denn der Sulzer Kleintierzüchter hält mit den „Marans“ seit vier Jahren eine ganz besondere Hühnerrasse. Ihre Hennen legen rote Eier.

Sulz. Natürlich waren es diese roten Eier, die Helmut Hoppe für die französischen Marans begeistert haben. Je nach Farbschlag der Rasse variiert die Eierfarbe von weiß über rot bis dunkelbraun-schwarz. Die biologische Ursache dafür hat bis heute noch kein Wissenschaftler gefunden, obwohl die Marans eine sehr alte Rasse sind. Fest steht nur, daß Cholesterin für die Eierfarbe verantwortlich ist. Das hat zur Folge, daß Eigelb und Eiweiß der Marans-Eier „fast cholesterinfrei“ sind.

Aber das ist noch lange nicht alles, was den Reiz dieser Rasse ausmacht. Nicht umsonst sagt Helmut Hoppe: „Die Hühner sind ein Phänomen.“ Gelten sie doch beispielsweise als besonders zutraulich. Außerdem schmecken ihre Eier auch anders. „Besser“, wie Helmut Hoppe findet. Selbst sein Sohn, der früher nie Eier gegessen hat, verzehrt zum Vesper inzwischen zwei bis drei Stück. Und als Ehefrau Lucie vor kurzem ein gekauftes Ei unter die Spiegeleier schmuggelte, hat ihr Mann das gleich gemerkt.

Auf den Geschmack gekommen

Sogar Bekannte sind auf den Geschmack gekommen und holen jede Woche rund 50 Eier aus Hoppes Stall, der in der Zuchtanlage des Sulzer Kleintierzuchtvereins steht. Das ist aber weiter kein Problem, weil die Marans fleißige Legehennen sind. 200 Eier pro Henne und Jahr hat Helmut Hoppe im Durchschnitt gezählt. Und 25 Hennen dieser Sorte scharren und picken zusammen mit zwei Zuchthähnen in seinem Stall. Weitere sechs Hennen und seinen besonders zahmen Reservehahn hat er kürzlich einem Züchterkollegen verkauft. Denn ihm ist auch daran gelegen, die Rasse in Deutschland weiter zu verbreiten.

„Wahnsinnstiere“ sind rar

Bisher gibt es bundesweit 75 Züchter, die sich im vergangenen September im „Marans-Club Deutschland“ zusammengeschlossen haben. Helmut Hoppe ist dort Zuchtwart. Zudem ist er Mitglied im französischen Marans-Club, der sich 1929 gegründet hat. Das Buch, das der Gründer über die Marans-Zucht geschrieben hat, möchte der Sulzer in absehbarer Zeit übersetzen. Mit den Anforderungen des französischen Zuchtstandards hat er das bereits getan. Diesem Hintergrundwissen mißt er große Bedeutung bei. Schließlich ist es sehr schwierig, an gute Zuchttiere heranzukommen. Ihm selbst ist das nur über seine guten Kontakte in das Nachbarland gelungen. Besonders stolz ist er auf seinen Zuchthahn aus der Bretagne – „ein Wahnsinnstier“ das durchaus 200 Mark wert ist, wie Hoppe schwärmt. Nicht einfacher ist es freilich, die gewünschten Merkmale selbst herauszuzüchten. Dabei kommt es nämlich auf Form, Kamm, Kupferbehang, Fußbefiederung und die Eifarbe an.

Überhaupt braucht es einiger Kniffe, um die Marans in großem Stile zu vermehren. Im Januar hat Helmut Hoppe seine Tiere zu zwei Zuchtstämmen mit sechs und acht Hennen zusammengeführt. Bei einer Temperatur von drei bis vier Grad Celsius haben die Hähne 98 Prozent der Eier befruchtet, wobei Helmut Hoppe nur kräftig gefärbte zur Zucht verwendet. Ende Januar konnte er sie in den Vorbrüter legen und am 19. Tag schließlich in die Schlüpfhürde. Damit gibt der Sulzer den Küken ein bis zwei Tage mehr Zeit, um den Dotter aufzuziehen, als andere Züchter. Außerdem senkt er die Bruttemperatur von den üblichen 37,8 Grad Celsius auf bis zu 37,4 Grad ab. Und in die Befeuchtung gibt er etwas Essigessenz, damit die harte Marans-Schale weicher wird. Falls es ein Küken trotzdem nicht alleine schafft, „spiele ich Hebamme“, verrät Helmut Hoppe. „Wenn Schlupftag ist, dann sollte man sich die Zeit nehmen.“

So kam es, daß der Kleintierzüchter in dieser Brutsaison eine mehr als doppelt so hohe Schlüpfquote hatte als vor zwei Jahren. Mit 136 Küken hatte er denn auch nicht gerechnet. Aber Platz hat er genug, nachdem er seine beiden bisherigen Hühnerrassen zugunsten der Marans aufgegeben hat. Weiterzüchten wird er freilich nur einen Teil des Nachwuchses. Alle anderen gibt er an Züchterkollegen ab oder sie landen im Suppentopf. Denn auch das Fleisch ist „saftig und wohlschmeckend“. Etwas überspitzt fügt Helmut Hoppe hinzu: „Da möchte man fast sagen, daß andere Hähnchen nach Stroh schmecken.“

Mit viel Willen und Idealismus

Bis jetzt ist allerdings mit den schwarz-kupfer-farbenen Marans nur einer von sieben Farbschlägen in Deutschland anerkannt. Der bisher kleine Kreis der Züchter arbeitet natürlich daran, das zu ändern. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. „Mit viel Willen und Idealismus wird man das aber schon schaffen“, ist sich der Sulzer Züchter sicher. Und Helmut Hoppe bringt diese beiden Voraussetzungen zweifellos mit. Sogar seine Frau Lucie steht hinter der Marans-Zucht. Stellt sich zum Schluß lediglich noch die Frage, ob in Hoppes Osternestern „nur“ rote Eier liegen werden?

Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Sulzer Chronik

Mittwoch

31

März 1999

Publikation:
Südwest Presse

 

Ressort:
Sulz