Keine Perspektive für OBdachlosen Rentner
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Der Horber Oberbürgermeister Michael Theurer und Bürgermeister Hans Jürgen Pütsch sehen keine Möglichkeit, den herzkranken Rentner Alfons Glatthaar in einem anderen Haus als der Obdachlosen-Baracke am Marktplatz unterzubringen. Sie bitten die Bevölkerung, geeigneten Wohnraum zur Verfügung zu stellen: zwischen 40 und 50 Quadratmeter groß und 4,50 Euro pro Quadratmeter billig.
Die ehemalige Asylbewerber-Unterkunft in Dettingen kann dem obdachlosen Rentner nicht angeboten werden – wie es die Verwaltung am Donnerstag vorhatte. Bei der Prüfung am Freitag stellte sich heraus, dass die Asylbewerber noch schlechter untergebracht waren, als es die Horber Obdachlosen sind. Das teilte der Bürgermeister gestern Nachmittag mit. Hans Jürgen Pütsch tat es leid, dass er nicht früher auf die Presse-Anfrage reagiert hat: „Ich habe diese Geschichte vielleicht etwas unterschätzt.“
Für die Asylbewerber, die in Dettingen hausen mussten, war das Landratsamt verantwortlich. Zur Kreis-Verwaltung gehört auch das Sozialamt, das mit seinen Vorschriften die Wohnungssuche für Alfons Glatthaar so erschwert hat, dass er keine Bleibe mehr findet.
Glatthaar könne eine teurere Wohnung nehmen und den Mehrpreis selbst bezahlen, meinte Bürgermeister Pütsch. Dazu muss man wissen: Alfons Glatthaar bekommt vom Sozialamt maximal 107 Euro – rund 250 Euro der Warm-Miete muss er ohnehin von seiner 575-Euro-Rente bezahlen. OB und Bürgermeister legten Wert darauf, dass es noch ärmere Rentner als Alfons Glatthaar gebe – „die ihr Leben trotzdem meistern“, wie Pütsch sagte. Und es gebe Obdachlose, die mit dem „Marktplatz 20“ sogar längerfristig zufrieden seien.
Der Bürgermeister will Alfons Glatthaar klar machen, dass er nicht alles haben könne – und folglich eine steile Treppe oder einen weiteren Fußweg zum Einkaufen oder zur Bushaltestelle in Kauf nehmen müsse. Sonst sei es auch mit Hilfe der Stadtverwaltung nicht möglich, eine Wohnung zu finden. Glatthaar hatte gesundheitliche Gründe angegeben, warum er einzelne Wohnungen nicht beziehen könne – abgesehen von Baiersbronner Miet-Angeboten, die ihn von all seinen Bekannten getrennt hätten. Um kein Missverständnis entstehen zu lassen: Das Hauptproblem war, dass Wohnraum zu groß oder zu teuer war.
Der Freie Demokrat Theurer verwies auf die Eigenverantwortung eines jeden Bürgers, geeigneten Wohnraum zu finden. Was der OB vergessen hat: Glatthaar ist Horber und als solcher zum bürgerschaftlichen Einsatz verpflichtet!? Gegenüber der Obdachlosen-Baracke steht das Kloster als positives Beispiel…: Vielleicht kann die Stadt Farbe und Pinsel bereitstellen!?
Die Stadtverwaltung tut „ihr Bestes“ für Alfons Glatthaar – und ging gestern erstmal ins Wochenende. Der herzkranke 66-Jährige hat ja Zeit?! Nach zwei Nächten in den unhygienischen Verhältnissen leidet er erst unter Durchfall. Die drei Nächte bis Montag wird er schon noch schaffen. Und wenn das Sozialamt nicht großzügiger wird (worum Hans Jürgen Pütsch gebeten hat), dann werden es noch einige oder viele Nächte mehr.
Der Bürgermeister betonte, dass die Obdachlosen-Unterkunft am Marktplatz – rechtlich gesehen – ausreichend sei. Die Frage ist, ob bei der Definition des Mindeststandards bedacht worden ist, dass eine Stadt wie Horb auf die Idee kommen könnte, den Mindeststandard in schadhafter und verdreckter Form bereitzustellen?
Die politische Verantwortung übernimmt der OB! Mit der Aussage, der Bürgermeister sei zuständig, habe er nicht die „Gesamtverantwortung“ abwälzen wollen, erklärte Theurer.
Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik
Siehe auch:
Muss dieser Mann ab Mittwoch obdachlos sein? (24.02.2007)
Die Ärmsten sind in Horb arm dran (01.03.2007)
Diakon: „Das geht so nicht!“ (02.03.2007)
Obdachloser Rentner liegt im Krankenhaus (05.03.2007)
Ein Zimmer für Alfons Glatthaar (08.03.2007)