Obdachloser Rentner liegt im Krankenhaus
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Der Gesundheitszustand des herzkranken Rentners Alfons Glatthaar hat sich über das Wochenende verschlechtert – seit Mittwoch musste er in der baufälligen und verdreckten Obdachlosen-Baracke der Stadt Horb hausen. Zum Durchfall kamen unter anderem Husten, ein „Druck auf der Brust“ und zunehmende Schweiß-Ausbrüche hinzu. Die Kleider, die er frisch gewaschen aus seiner zwangsgeräumten Wohnung mitgebracht hatte, meuchelten im Papp-Schrank der Not-Unterkunft. Vor Ekel konnte Glatthaar in der schimmeligen Küche nichts mehr kochen und essen. „Ich weiß nicht mehr weiter“, sagte er am Samstag, bevor er den ärztlichen Notdienst aufsuchte, der ihn ins Horber Hospital eingewiesen hat. Noch am selben Abend und am Sonntag bekam der 66-Jährige Infusionen, um unter anderem seinen Flüssigkeits-Haushalt zu stabilisieren. Diakon Klaus Konrad hat ihn gestern im Krankenhaus besucht.
In der Nacht zum Samstag hatte Alfons Glatthaar nicht geschlafen. Der Lattenrost „seines“ Bettes war durchgebrochen. Dem Rentner gelang es mit einem Koffer, Kleidungsstücken und einem Bügelbrett nur bedingt, die Konstruktion zu stabilisieren. Das Bett in Sperrmüll-Qualität gehört zur „notdürftigen Möblierung“, wie sie nach Definition der Stadt Horb für Obdachlose ausreicht. Ob die Unterkunft rechtlich in Ordnung ist, wie es die Verwaltung meint, das wird möglicher Weise juristisch geklärt. Winfried Mühlebach, der Rechtsanwalt von Alfons Glatthaar, will sich heute ein Bild von dem Obdachlosen-Haus am Marktplatz machen. Er erwägt, das Gesundheitsamt einzuschalten, um beispielsweise die Hygiene-Verhältnisse in und Küche überprüfen zu lassen. Mühlebach hatte – bevor sein Mandant obdachlos wurde – Bürgermeister Hans Jürgen Pütsch auf die gesundheitliche Situation von Alfons Glatthaar aufmerksam gemacht. Trotzdem hat die Stadtverwaltung den Rentner in die Baracke eingewiesen, über die der Bürgermeister sagt: „Von der rechtlich-sachlichen Situation her liegen wir richtig. Wenn man die menschliche Komponente betrachtet, ist das sicher nicht das, was man unter ordentlichem Wohnraum versteht.“
Ob Oberbürgermeister Michael Theurer den „Marktplatz 20“ für eine geeignete Not-Unterkunft hält? Am Freitag antwortete er ausweichend auf diese Frage: „Bevor jemand unter freiem Himmel übernachten muss, ist alles besser.“
Ende März steht im Horber Stadtgebiet voraussichtlich die nächste Zwangsräumung an. Erneut droht einem Bürger die Obdachlosigkeit.
Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik
Siehe auch:
Muss dieser Mann ab Mittwoch obdachlos sein? (24.02.2007)
Die Ärmsten sind in Horb arm dran (01.03.2007)
Diakon: „Das geht so nicht!“ (02.03.2007)
Keine Perspektive für OBdachlosen Rentner (03.03.2007)
Ein Zimmer für Alfons Glatthaar (08.03.2007)