Isch kandidiere doch nisch…
Veröffentlicht in: Politik, Satiren
Isch brauch nen Plan B“, soll HSP-Chef Horst Schlämmer unmittelbar nach seiner Pressekonferenz am 4. August im Berliner Hotel „Ritz Carlton“ zu seinem Politikberater Michael Spreng gesagt haben. Vor rund 200 Kollegen hatte der stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts verkündet, mit welchen Zielen die „Horst-Schlämmer-Partei“ bei der Bundestagswahl am 27. September antreten wird. Auf die Frage, was er mache, wenn er nicht Bundeskanzler werde, war er aber eine Antwort schuldig geblieben…
Seither soll in der HSP-Zentrale mit Hochdruck an einem „PlanB“ gearbeitet worden sein. Um im Falle einer Niederlage bei der Bundestagswahl kein Loch in der Biografie des Partei-Chefs zu riskieren, sollte Schlämmer nach vertraulichen Informationen der SÜDWEST PRESSE noch kurz vor dem gestrigen Bewerbungs-Schluss für die Horber Oberbürgermeister-Wahl am 27. September in Stellung gebracht werden. Sein Wahlkampf-Spot „Isch kandidiere“ war im Olympia-Kino bereits angelaufen…
In einem vorab lancierten Exklusiv-Interview formulierte Horst Schlämmer gegenüber der SÜDWEST PRESSE seine Ziele. „Das Modekaufhaus auf dem Postareal und das Grünprojekt will isch auch“, betonte er. „Das Hospital werde isch aber nicht halten können, das sage isch Ihnen ganz ehrlisch. Und sollte isch‘s doch schaffen, können misch die Horber ja abwählen. Isch werde ohnehin höchstens die Hälfte der Wahlperiode durchhalten. Vier Jahre Bundeskanzler wären ja denkbar – aber acht Jahre Oberbürschermeister? Nä, das geht aus gesundheitlichen Gründen nicht. Zur Halbzeit werden die Karten neu gemischt. Dann kann das ja immer noch der Peter Rosenberger machen.“
Für den Gegenkandidaten und bisherigen Bürgermeister sieht das HSP-Konzept eine Stelle als Fachbereichsleiter für „Tennis und Tageseltern“ vor. Als ersten Beigeordneten favorisiert Schlämmer – aufgrund seiner eigenen ökologischen Defizite – Kristina Sauter von der Offenen Grünen Liste, die Claudia Roth der Kommunalpolitik.
Für Horb wurde übrigens sogar die Umbenennung der HSP erwogen – in „Horber Stadt-Partei“. Schlämmer: „Mir sind die Horber wischtiger als isch selbst.“ Trotz Vorwahlkampf auf Bundesebene hat er sich deshalb in die Verkehrsproblematik reingekniet. Er hat einen völlig neuen, überraschend simplen Vorschlag erarbeitet, um nicht bis zum Brückenbau warten zu müssen: „Stau? Mit uns nisch!“
Auf den Personalabbau beim größten Horber Arbeitgeber (Brueninghaus) und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Georgii angesprochen, signalisiert Schlämmer Handlungswillen. Aber: „Isch hab keine Lösung – das wird n Durchgefummel.“ An seinem Kampfgeist solle es aber nicht liegen: „Isch bin ein politischer Mensch, mache dies aber unpolitisch. Es freut misch, dass es keine Mehrheiten mehr im Horber Gemeinderat gibt, so muss isch Mehrheiten suchen. Es geht mir um Sachpolitik“, betont der Grevenbroicher und fügt sofort hinzu: „Das sagt der Rosenberger – und deshalb sage isch das auch.“
Gestern kam dann allerdings der überraschende Rückzieher. „Isch kandidiere doch nisch“, hieß es per Fax. Warum, das ließ sich bis Redaktionsschluss nicht mehr klären.
Auch sonst kandidierte niemand mehr. Als Hans Klink und Helmut Knöfel von der Horber Stadtverwaltung gestern nach dem 18-Uhr-Läuten der Stiftskirchen-Glocken den Rathaus-Briefkasten leeren wollten, war jener leer… Soll heißen: Peter Rosenberger wird konkurrenzlos OB.
Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik