Andreas Ellinger

RESEARCH, ANALYSES AND REPORTING

Unter der Brücke

Veröffentlicht in: Glossen, Politik

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Ein Trauerspiel der Landesbühne in Horb

 

Kurz bevor das Sommertheater beginnt – also noch in der Vorsaison –, ist gestern das Polit-Theater der Landesbühne in Horb aufgetreten. In den Hauptrollen: Landwirtschafts-Minister Willi Stächele und Oberbürgermeister Michael Theurer. In einer Nebenrolle spielte die CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Carmina Brenner. Außer ein paar weiteren, eher kleineren Nebenrollen gab es jede Menge Statisten – Menschen und Tiere.

 

1. Akt

(Am Bahnhof, Gleis 5, Honoratioren strömen herbei, niederes Volk ist kaum darunter – 11.13

Uhr: Ein Triebwagen fährt ein, Oberbürgermeister Theurer steigt als erster aus, um den Herrn Minister vom heimischen Bahnhof abholen zu können; Blitzlicht-Gewitter der Pressevertreter.)

OB: „Willkommen seid zu Horb im Tal, / ihr Minister seid doch überall.“

Minister (schüttelt die Hand): „Ja, so ist das halt, / und trotzdem lässt es niemand kalt, / wenn ich wo bin, / kommt jeder hin.“ (dreht sich weg und umarmt Carmina Brenner, die er aus Stuttgart kennt)

Dem Akt der Begrüßung folgt ein Zwischenspiel, das zum zweiten Akt überleitet. Der Himmel ist wolkenverhangen. Unheil zieht auf. Statt einer Staatskarosse fährt Horbs türkische Taxi-Flotte den Minister und die Wichtigsten aus seinem Tross die 300 Meter bis zur Neckar-Aue.

 

2. Akt

Minister: „Ich glaub das Schicksal lässt sich nicht mehr wenden, / ich werde unter dieser Brücke enden. / Doch haha, / was seh‘ ich da? / Da steh‘n ja Rittersleut‘, / gibt‘s die hier noch heut‘?“

(Gewandete der Maximilian-Ritter und des Dettinger Trachtenvereins treten auf und reichen Sekt.)

Gewandete (sprechen im Chor): „Herr Minischder, zum Wohl, / auch das Ihre Glas isch vohl.“

(Der OB holt zum verspäteten Prolog aus.)

OB: „Horb ist eine schöne Stadt, / die Radler, Gewerbe und ein Verkehrsproblem hat. / In aller Kürze will ich sagen, / mit was für Fragen wir uns plagen… (Monolog)

Minister: „Horb ist wirklich eine schöne Stadt, / die vor allem zwei fleißige Abgeordnete hat. / Immer wieder sagen sie, / so dass ich vergess‘ es nie, / ,das und das und das braucht Horb‘ – / und ich gebe ihnen keinen Korb. / Geld gibt‘s für die kleine Gartenschau, / Mensch, wann war das noch genau? / Bitte helf’… (Souffleuse Carmina sagt es ein) / …richtig, im Jahr 2011. / Für Horb wird das ganz wunderba‘, / zur Eröffnung bin ich wieder da.“ (Beifall und Freude allenthalben) „Ein schön gestalteter ländlicher Raum, / das ist mein ganz großer Traum. / Mit dem MELAP im ELR, / werde ich den rückständigen Regionen Herr. / Horb will glaub‘ ich auch was aus dem Topf. / Was ? Das hab ich nicht im Kopf. / Aber gerne will ich den Antrag wohlwollend behandeln, / (denkt sich) mit Ihren Wähler-Stimmen kann ich noch eine Weile als Minister wandeln.“

OB: „Jetzt ist‘s genug, / das sag ich mit Recht und Fug. / Danken will ich hier noch allen, / mir hat der Empfang hier unten gut gefallen.“ (erneut Beifall von allen Seiten, die Mühltal-Musikanten leiten mit einem Zwischenspiel zum Eintrag des Ministers ins Goldene Buch der Stadt Horb über und begleiten den hochoffiziellen Akt; der OB schaut dabei zu)

OB: „Nun wäre auch dieser Akt geschafft, / jetzt aber rasch nach Rexingen aufgemacht.“ (ein Bus holt den Minister samt Gefolge ab und fährt auf eine Rexinger Schaf- und Ziegen-Weide, wo sich der ländliche Raum regeneriert)

 

3. Akt

(Außer dem Minister treten Ziegen und Schafe auf.)

Eine Ziege: Mähähähä.

Eine Heidschnucke: Määäh.

Eine andere Ziege: Mähähä.

(So geht das eine Weile durcheinander, ehe sich der Tross ohne Tiere zum Mittagessen aufmacht. Schließlich, gegen 14.10 Uhr: Abfahrt am Bahnhof Horb zum Auftritt in der Nachbarstadt Sulz.)

 

Regie:

Ministerium für Ernährung und den ländlichen Raum Baden-Württemberg und Stadt Horb

Text:

die Akteure und Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik

Samstag

22

März 2003

Publikation:
Südwest Presse

 

Ressort:
Horb